Alkoholsucht

Nikotin und Alkohol

Nikotin und Alkohol schnell und einfach erklärt

  • Der gemeinsame Konsum erhöht die gesundheitsschädliche Wirkung um ein Vielfaches.
  • Auch das Risiko einer Abhängigkeitserkrankung steigt.
  • Das Risiko für eine Alkoholvergiftung steigt an, weil Raucher die Kontrolle über den Alkoholkonsum immer mehr verlieren.
  • Die schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit betreffen nicht nur klassische Zigaretten mit Tabak, sondern können mitunter auch bei E-Zigaretten gegeben sein.
  • Während der Schwangerschaft können bereits geringe Mengen Nikotin und Alkohol schädlich für das ungeborene Kind sein.

Wie viele Menschen rauchen in Deutschland regelmäßig?

Knapp 24 % der Deutschen greifen mehr oder weniger regelmäßig zu Zigaretten oder anderen Tabakwaren – viele von ihnen rauchen täglich1. Unter ihnen sind aber auch viele Menschen, die nur unregelmäßig bzw. gelegentlich rauchen. Sehr häufig passiert das in Kombination mit Alkohol. Doch was sind die Folgen des gemeinsamen Konsums?

Wie wirkt der gemeinsame Konsum von Nikotin und Alkohol?

Auf einer Party oder einem geselligen Abend mit Freunden schmeckt die Zigarette zum Bier gleich doppelt so gut. Allerdings vergrößern Alkohol und Nikotin, die bereits jeweils für sich genommen ein großes gesundheitsschädliches Potenzial in sich tragen, ihre negative Wirkung auf Körper und Psyche beim gemeinsamen Konsum um ein Vielfaches.

  • Nikotin und Alkohol überwinden Blut-Hirn-Schranke
    • Nikotin und Alkohol sind psychoaktive Substanzen, die auf das zentrale Nervensystem einwirken und die Psyche bzw. das Bewusstsein verändern. Beide Stoffe überwinden die sogenannte Blut-Hirn-Schranke und lösen daraufhin im Gehirn unterschiedliche Mechanismen aus.
  • Rauchen: Entspannungs- und konzentrationsfördernde Wirkung
    • Nikotin aktiviert die Ausschüttung der Neurotransmitter Dopamin, Noradrenalin und Serotonin sowie von Endorphinen. Diese sorgen für ein Wohlgefühl und kurbeln die Aufmerksamkeitsspanne sowie die Konzentrationsfähigkeit an. Der Raucher fühlt sich entspannt, zufrieden und leistungsfähig.
  • Alkohol: entspannend, euphorisierend
    • Ganz ähnlich ist die Wirkung, wenn Menschen Alkohol trinken. Auch hier kommt es zu einer Ausschüttung von Botenstoffen im Gehirn, die einen dämpfenden Effekt sowie euphorische Gefühle zur Folge hat. Beide Suchtstoffe, werden demnach als „Problemlöser“ genauso gern konsumiert wie als Mittel zur Entspannung oder zum Stressabbau.

Aktivierung von Suchtmechanismen durch Konsum von Alkohol und Nikotin

Besonders brisant: Beim gleichzeitigen Konsum werden im Gehirn die Effekte, die der Tabak- und Alkoholkonsum auslöst, gemeinsam registriert und gespeichert. Beide Stoffe werden fortan mit Glücksgefühlen und Zufriedenheit assoziiert. Soll heißen: Wer ein Glas Alkohol trinkt, bekommt kurz darauf automatisch Lust auf eine Zigarette und umgekehrt. Denn das Hirn reaktiviert beim Anblick einer Zigarette die Glückserwartung an das Rauchen und das Trinken. Beim Anblick eines Bieres ebenso, sodass der Wunsch entsteht, beide Stoffe zusammen einzunehmen.

Es kommt beim Konsum zu einer vermehrten Ausschüttung von Glückshormonen – durch die Gewöhnung nimmt dies aber immer mehr ab und die Stimulation muss immer größer werden. Das Rauchen und Trinken wird also intensiver. Dadurch vergrößern sie nicht nur die Gefahren für ihre Gesundheit, sondern erhöhen zudem das Risiko an einer Abhängigkeit zu erkranken. So überrascht es nicht, dass rund 90 % aller Alkoholiker angeben, Raucher zu sein.

Wie wirken Alkohol und Zigaretten zusammen?

Wenn Nikotin und Alkohol gleichzeitig im Körper zirkulieren, werden verschiedene Effekte spürbar. Zum einen kommt es in der Leber zu einer beschleunigten Verstoffwechslung des Ethanols zu Acetaldehyd (Ethanal). Hierdurch bekommt der Konsument das Gefühl mehr trinken zu können, ohne betrunken zu werden. Eine Annahme, die fatal ist, denn Acetaldehyd ist lediglich ein Zwischenprodukt beim Alkoholabbau und besitzt ein weitaus größeres toxisches Potential als Ethanol.

Höheres Risiko für Alkoholvergiftung

Durch die beschleunigte Umwandlung zu dieser Zwischenstufe und der größeren Alkoholmenge befindet sich das schädigende Acetaldehyd später deutlich länger im Körper. Zudem steigt das Risiko für eine mögliche Alkoholvergiftung an, weil die Raucher die Kontrolle über den Alkoholkonsum mehr und mehr verlieren.

Wirkverstärkung und Wirkblockade

Ein weiterer Effekt, den diejenigen bemerken, die gleichzeitig trinken und rauchen: Sie werden weniger schnell müde, denn Nikotin wirkt der schlaffördernden Wirkung von Bier, Wein und Co entgegen2. Entsprechend rauchen Betroffene während des Konsums alkoholhaltiger Getränke oft wortwörtlich eine Zigarette nach der anderen, um die Müdigkeit zu bekämpfen und wach zu bleiben.

Welche Auswirkungen haben Nikotin und Alkohol auf den menschlichen Organismus?

Die meisten Menschen greifen das erste Mal als Jugendliche zu Alkohol und Zigaretten. Gerade in jungen Jahren sind die Folgen beider Suchtmittel auf den Körper, das Gehirn und die psychische Gesundheit allerdings besonders gravierend.

Schon kleine Mengen Alkohol haben große Auswirkungen

Alkohol führt bereits in kleinen Mengen zu einer starken Belastung von Leber, Nervenzellen, Darm und Psyche. Krebserkrankungen, Leberzirrhose, Depressionen, Herz-Kreislauf-Störungen und viele weitere Krankheiten können die Folge sein. Ebenso kann regelmäßiger Alkoholkonsum bereits in geringen Mengen abhängig machen.

Rauchen erhöht Risiko für Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Auch die Folgen einer Nikotinabhängigkeit können für den menschlichen Organismus bedenklich sein. Die Aufnahme von Nikotin bewirkt eine Verengung der Blutgefäße und gleichzeitig einen beschleunigten Herzschlag, was langfristig zu Bluthochdruck führen kann. Außerdem kann das Rauchen die Entstehung von Alzheimer begünstigen. Findet der Nikotinkonsum als Rauchen von Tabak statt, was als häufigste Konsumform gilt, steigt zudem das Krebsrisiko an.

Sind die Folgen eines kombinierten Konsums von Alkohol und Nikotin schwerwiegender?

Sämtliche Auswirkungen der beiden psychoaktiven Substanzen vergrößern sich, wenn die Stoffe gemeinsam eingenommen werden. So wächst das Krebsrisiko stark an, wenn Menschen alkoholische Getränke trinken und rauchen. Ein täglicher Konsum von 25 Gramm reinem Alkohol in Kombination mit wenigstens einer täglichen Zigarette lässt das Risiko, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken, auf das Doppelte ansteigen. Wer noch mehr raucht und trinkt, lässt die Gefahr auf das Zwölffache anwachsen. Zudem ist das Risiko für eine Krebserkrankung im Kopf-Hals-Bereich bei Menschen, die täglich 20 Zigaretten rauchen und 30 g reinen Alkohol trinken, um mehr als das 8-Fache erhöht3. 30 g Alkohol sind bereits in 0,75 l Bier oder 2,5 Gläsern Sekt oder Wein (125 ml/Glas) enthalten.

Sind E-Zigaretten ebenfalls riskant?

Die schädlichen Auswirkungen der Kombination aus Alkohol und Rauchen auf die Gesundheit betreffen nicht nur klassische Zigaretten mit Tabak, sondern können mitunter auch bei E-Zigaretten gegeben sein. Neueste Erkenntnisse aus der medizinischen Forschung legen nahe, dass die elektronischen Varianten ebenfalls alles andere als harmlos sind. So sind nikotinhaltige E-Zigaretten ebenfalls Suchtmittel4. Zudem steigert das Passivrauchen von Qualm aus E-Zigaretten das Risiko für bronchiale Symptome5. Die Studienlage ist zwar insgesamt noch recht dünn, dennoch ist davon auszugehen, dass E-Zigaretten auch in Kombination mit Alkohol risikobehaftet sein können.

Frau trinkt alleine
Frau trinkt alleine

Welche Folgen hat der Konsum von Nikotin und Alkohol während einer Schwangerschaft?

Frauen sollten bedenken, dass schon geringe Mengen Nikotin und Alkohol in der Schwangerschaft schädlich für das ungeborene Kind sein können. Da enthaltene Giftstoffe über Nabelschnur und Plazenta ungefiltert übertragen werden, schädigen diese das Baby bereits im Mutterleib. Schließlich kann der noch nicht vollständig ausgebildete Organismus des Kindes die toxischen Stoffe nur sehr langsam oder gar nicht abbauen.

Schon wenige Gramm Alkohol sowie geringe Dosen Nikotin genügen, um bleibende Organschäden oder ein fetales Alkoholsyndrom hervorzurufen. Darüber hinaus müssen die Neugeborenen oftmals direkt nach der Geburt wegen Entzugserscheinungen intensivmedizinisch behandelt werden. Zudem ist Tabakrauchen in der Schwangerschaft ein Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod. Gleiches gilt neuen Studien zufolge auch für rauchfreien Tabak6.

 

Alkohol- und Nikotinentzug: Wie schafft man es, mit dem Substanzkonsum aufzuhören?

Wer mit dem Rauchen und Trinken aufhören will, braucht hierfür zunächst einmal die nötige Motivation. Suchtkrankheiten zu bewältigen, ist niemals leicht und manch einem ehemaligen Raucher ist der Entzug nur mit professioneller Hilfe gelungen. Tatsächlich legen Statistiken nahe, dass mehr als 90 % all derjenigen, die mit dem Rauchen aufhören wollen, in den ersten sechs Monaten rückfällig werden.

Substanzen gegen körperliche Entzugserscheinungen

Hilfsmittel wie Nikotinpflaster können dabei helfen, die körperlichen Entzugserscheinungen während des Rauchstopps in Schach zu halten. Doch auch diese Hilfsmittel bieten keine Garantie, dass der Entzug durchgehalten wird und der ehemalige Raucher zum Nichtraucher wird.

Rückfallrisiko beim Alkoholkonsum

Während der körperliche Nikotinentzug meist schon nach drei Wochen weitgehend überwunden ist, halten die psychische Abhängigkeit sowie die damit einhergehenden Symptome deutlich länger an. Immer wieder können (auch Jahre später) psychische Entzugserscheinungen auftreten. Besonders häufig ist das der Fall, wenn Ex-Raucher später alkoholische Getränke zu sich nehmen.

Alkoholentzug: Person sagt nein zu Alkohol
Alkoholentzug: Person sagt nein zu Alkohol

Wie entzieht man beide Suchtstoffe gleichzeitig?

Noch belastender ist der Entzug, wenn gleichzeitig dem Nikotin und dem Alkohol abgeschworen werden soll. Wer an einer Alkoholsucht leidet, sollte sich in eine spezialisierte Sucht- bzw. Entzugsklinik begeben und dort unter professioneller Aufsicht entziehen. Die Entgiftung wird unter Zuhilfenahme von Medikamenten durchgeführt, die mögliche Entzugserscheinungen in den ersten Tagen auf ein Minimum reduzieren. Zudem erlernen die Betroffenen Strategien, mit denen sie das starke Verlangen nach den Suchtmitteln langfristig überwinden und den Trink- und Rauchstopp dauerhaft einhalten können.

Nikotin und Alkohol: Mann trinkt und raucht
Nikotin und Alkohol: Mann trinkt und raucht

Rückfallrisiko bleibt ohne Rauchstopp hoch

Erfahrungsgemäß ist es für Alkoholiker, die rauchen, leichter, parallel von beiden Suchtmitteln zu entziehen. Das verringert auch das Risiko für einen Rückfall. Denn wer nach einem Alkoholentzug weiterhin raucht, setzt sich immer wieder dem hohen Risiko aus, aufgrund der im Gehirn gespeicherten „positiven Erinnerungen“ an den gleichzeitigen Konsum beider Suchtmittel, rückfällig zu werden.

Quellenliste

1 Bundesministerium für Gesundheit „Rauchen“, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/r/rauchen.html#:~:text=In%20Deutschland%20rauchen%20insgesamt%2023,in%20der%20Raucherquote%20zu%20beobachten. (Datum des Zugriffs: 11.08.2023)

2 Europäische Kommission, CORDIS Forschungsergebnisse der EU „Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen Alkohol und Nikotin“, https://cordis.europa.eu/article/id/26750-explaining-the-link-between-alcohol-and-nicotine/de(Datum des Zugriffs: 11.08.2023)

3 rauchfrei! „Alkohol und Zigaretten: ein schädliches Duo“, https://rauchfrei-info.de/informieren/news/detail/alkohol-und-zigaretten-ein-schaedliches-duo/ (Datum des Zugriffs: 11.08.2023)

4 aerzteblatt.de „E-Zigaretten sind Suchtmittel“, https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/123612/E-Zigaretten-sind-Suchtmittel (Datum des Zugriffs: 11.08.2023)

5 aerzteblatt.de „Passivrauchen von E-Zigaretten-Qualm erhöht die Risiken für bronchiale Symptome“, https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/130908/Passivrauchen-von-E-Zigaretten-Qualm-erhoeht-die-Risiken-fuer-bronchiale-Symptome (Datum des Zugriffs: 11.08.2023)

6 aerzteblatt.de „Plötzlicher Kindstod: Auch rauchfreier Tabak erhöht das Risiko“, https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/140966/Ploetzlicher-Kindstod-Auch-rauchfreier-Tabak-erhoeht-das-Risiko(Datum des Zugriffs: 11.08.2023)

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