Private Entzugsklinik

Private Entzugsklinik – Wichtiges in Kürze

  • Private Entzugskliniken sind eine Alternative zu Angeboten öffentlicher Krankenhäuser.
  • Entgiftung und Entwöhnung werden hier oftmals parallel.
  • Kosten müssen in der Regel selbst gezahlt.
  • Manche Krankenkassen beteiligen sich an den Kosten. Dies sollte man vorher abklären.
  • Bei der Entscheidung für eine Klinik sollte man Zertifizierungen, Qualifikationen und Therapiedichte beachten.

Was ist eine private Entzugsklinik?

Bei einer privaten Entzugsklinik handelt es sich um eine medizinische Fachklinik, die sich als Privatklinik auf die Behandlung von Patienten mit Suchterkrankungen spezialisiert hat. Sie richtet sich vorrangig an Selbstzahler, was bedeutet, dass Patienten in der Regel für die Therapie selbst aufkommen müssen. Manche Krankenkassen, insbesondere private, übernehmen nach vorheriger Rücksprache allerdings einen Teil der Kosten, so dass auch Privatpatienten überlegen können, eine private Entzugsklinik zu besuchen. Die Therapiedichte aus Einzel-, Gruppen- und Kreativtherapien ist in Privatkliniken oft besonders hoch, das Ambiente eher angenehm und komfortabel und die Zeitdauer in der Regel deutlich kürzer als in staatlichen Kliniken. Zudem kann es sein, dass die Entgiftungsbehandlung direkt mit der Entwöhnungstherapie verknüpft wird.

Wie und wo finden Betroffene eine private Entzugsklinik?

Die Liste der Krankenhäuser, die Behandlungen für Patienten mit Abhängigkeitserkrankungen anbieten, ist lang. Viele Betroffene, die schnelle Hilfe suchen, wissen daher oft gar nicht, worauf sie achten sollen. Schließlich gibt es neben seriösen Kliniken in privater Trägerschaft auch so manche Anbieter „privater Suchtkliniken“, die mit leitliniengerechter Medizin nicht viel gemeinsam haben.

Deshalb ist es wichtig, dass man sich bereits vor der Kontaktaufnahme darüber informiert, ob es sich bei der in Frage kommenden privaten Entzugsklinik um eine verlässliche medizinische Einrichtung handelt. Aufschluss gibt etwa der BDPK (Bundesverband Deutscher Privatkliniken e.V.) ¹.

Was kostet der Aufenthalt in einer privaten Entzugsklinik?

Der Entzug in einer Privatklinik richtet sich an Selbstzahler oder Privatpatienten. Die Tagessätze sind von Klinik zu Klinik individuell und beginnen bei ca. 550 bis 650 Euro pro Tag.  Die Kosten können bei der privaten Krankenkasse eingereicht werden; meist werden allerdings nur die Kosten für die Entgiftung übernommen. Der entsprechende Antrag sollte idealerweise auch von der Entzugsklinik selber gestellt werden. Auch bestimmte gesetzliche Krankenkassen, wie die TK, die DAK und einige BKKs, übernehmen auf freiwilliger Basis teilweise die Aufwände für einige Privatkliniken.

Wie läuft ein Entzug in einer privaten Entzugsklinik ab?

Die Vorgaben zu einem qualifizierten Entzug und einer anschließenden Entwöhnungsbehandlung werden in der S3 Leitlinie zu Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen näher beschrieben². Seriöse private Entzugskliniken orientieren sich an den dort angeführten Vorgaben. Der Entzug erfolgt normalerweise in zwei bzw. drei Phasen: Entgiftung, Entwöhnung und Nachsorge.

  • Entgiftung
    • Patienten werden körperlich vom Rauschmittel entgiftet. Je nach suchtauslösender Substanz erfolgt die Entgiftung gegebenenfalls schrittweise unter ärztlicher Überwachung. Dabei werden die Vitalwerte kontinuierlich überwacht, damit auf eventuell auftretende Entzugserscheinungen umgehend reagiert werden kann. Belastende Entzugssymptome werden durch Medikamente sowie nicht-medikamentöse Therapien gelindert. Der Patient kann während der Entgiftung jederzeit auf einen kompetenten Ansprechpartner vertrauen. Sofern die Privatklinik eine Entgiftung nicht anbietet, muss dies in einer akuten Klinik im Vorfeld gemacht werden.
  • Entwöhnung
    • Idealerweise schon während und nach der Entgiftung findet eine umfassende Entwöhnung statt. Im Rahmen der Psychotherapie werden die Ursachen für die Abhängigkeit identifiziert und Verhaltensänderungen erarbeitet. Der Patient lernt alternative Bewältigungsstrategien bei Problemen und Herausforderungen als Rückfallprophylaxe kennen. Eventuell bestehende Begleiterkrankungen werden ebenfalls behandelt. Die Psychotherapie findet in der Regel als Gruppen- und Einzeltherapie statt.
  • Nachsorge
    • Eine Vorbereitung auf das Leben und den Alltag nach dem Entzug sollte noch während des Klinikaufenthalts beginnen. Die Nachsorge zielt darauf ab, den Patienten auch nach seiner Rückkehr aus der Entzugsklinik zu stabilisieren. Mögliche Optionen für eine zielführende Nachsorge sind die ambulante Psychotherapie bei niedergelassenen Therapeuten und die Teilnahme an entsprechenden Nachsorgegruppen oder Selbsthilfegruppen für Sucht.

Woran erkennt man eine gute private Entzugsklinik?

Anders als bei staatlichen Kliniken fehlt bei Privatkliniken die Qualitätskontrolle durch externe Kostenträger bzw. die Deutsche Rentenversicherung, so dass zwischen den einzelnen Kliniken zum Teil große fachliche Unterschiede bestehen können. Es ist daher wichtig, die Entscheidung für die richtige Klinik nicht allein aufgrund schöner Bilder im Internet zu treffen. Vielmehr ist es wichtig, dass die Entzugsklinik bestimmte Kriterien erfüllt, um den Therapieerfolg zu sichern und das Rückfallrisiko so gering wie möglich zu halten. Eine erste Orientierungshilfe zur Klinikwahl erhalten Sie durch die nachfolgenden Qualitätsmerkmale im Rahmen einer Checkliste, wobei die endgültige Entscheidung natürlich immer bei Ihnen liegt.

 

  • Entgiftungsbehandlung
    • Sofern eine Entgiftungsbehandlung angeboten wird, sollten mindestens ein Arzt und der Pflegedienst rund um die Uhr verfügbar sein. Darüber hinaus sollte die Klinik eine spezielle Zulassung zur Durchführung von körperlichen Entgiftungen besitzen. Bestenfalls sind auch Sofortaufnahmen im intoxikierten Zustand möglich. Schließlich spricht auch dies für eine ärztliche Anwesenheit rund um die Uhr. Auch die suchtmedizinische Erfahrung der behandelnden Ärzte und Therapeuten spielt eine große Rolle für die Patientensicherheit. Dies gilt besonders für die Durchführung von Medikamenten- und Drogenentzügen.
  • Vorgespräch in privater Entzugsklinik lindert Behandlungsängste
    • Für die meisten Betroffenen ist eine Entziehungskur mit vielen individuellen Ängsten verbunden, die unter Umständen einen Entzug komplett verhindern können. Hier kann eine private Entzugsklinik mit umfassender Beratung viel zur Angstbewältigung beitragen. Suchen Sie daher bereits im Vorfeld das persönliche Gespräch mit der Wunschklinik und thematisieren Sie Ihre Ängste. Eine Klinik, der das Wohl ihrer Patienten am Herzen liegt, wird einem Vorab-Gespräch auf jeden Fall zustimmen.
  • Spezialisierung auf Suchterkrankungen
    • Viele private Kliniken besitzen ein breites Behandlungsspektrum und konzentrieren sich neben der Suchttherapie auch auf völlig andere Fachgebiete. In der Regel ist dies die Behandlung rein psychiatrischer oder psychosomatischer Störungen; auch somatische Krankheitsbilder – beispielsweise orthopädische Erkrankungen – sind möglich. Dies kann bei Suchtkranken dazu führen, dass man die eigentliche Suchterkrankung eher verleugnet und Ernsthaftigkeit der Abstinenz nicht ausgeprägt genug ist. Eine alleinige Spezialisierung auf Suchterkrankungen spricht für fachliche Kompetenz und ein fokussiertes Setting, d. h. spezielle Einzel- und Gruppentherapien und zusätzliche suchtspezifische Angebote.
  • Geschütztes Setting ohne Stigmatisierung
    • Die Behandlung von Alkoholsucht, Medikamentenabhängigkeit oder Drogensucht ist in den Grundprinzipien gleich. Neben einer hohen Behandlungsqualität ist es auch für die Patienten deutlich angenehmer, wenn ausschließlich Menschen mit Suchterkrankungen behandelt werden. Andernfalls besteht die Gefahr, die Abhängigkeit zu verleugnen und den Teufelskreis aus Verdrängung und Beschönigung auch in der privaten Suchtklinik weiterzuführen.
  • Spezialisierungen (Alkohol, Medikamente etc.)
    • Eine ausschließliche Fokussierung, z. B. auf Privatklinik für Alkoholentzug, muss nicht zwingend ein Qualitätsmerkmal sein. Zum einen liegt allen Suchterkrankungen eine Abhängigkeit von einem Suchtmittel zugrunde, zum anderen gilt es als erwiesen, dass viele Alkoholabhängige auch andere Suchtmittel konsumieren (z. B. Alkohol in Verbindung mit Kokain bzw. Benzodiazepinen).
    • Häufig kommt es daher selbst nach einem erfolgreichen Entzug zu einer Suchtmittelverlagerung. Zudem kann es hilfreich sein, auch das Abhängigkeitspotential anderer Suchterkrankungen zu sehen. Alles andere wäre einseitig und nicht lebensnah. Im Gegenteil stellt eine Spezialisierung auf alle Suchterkrankungen eine hohe Kompetenz im Rahmen der behandelten Erkrankungen dar.
  • Zertifizierungen
    • Während die Behandlungen in staatlichen Kliniken überwiegend über dasselbe fachliche Niveau verfügen und jährlich von der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR)³ überprüft werden, wird die Qualität der meisten privaten Entzugskliniken nicht auf dem Wege eines externen Audits validiert – bis auf wenige Ausnahmen.
    • Um eine qualitative Therapie sicherzustellen, empfiehlt sich daher eine gründliche Recherche im Hinblick auf mögliche Qualitätsnachweise. Neben einer DIN EN ISO Zertifizierung (mindestens aus 2015) sollte idealerweise auch eine Zertifizierung durch einen Fachverband vorliegen, beispielsweise durch den Fachverbund Sucht ⁴.
  • Bewertungsportale
    • Eine Übersicht über die Kundenzufriedenheit erhalten Patienten auf der Website der jeweiligen Privatklinik und auf entsprechenden Bewertungsportalen wie „Klinikbewertungen.de“. Geben Sie bitte hier die Suchbegriffe „Suchtklinik“ oder „Entzugsklinik“ oder noch konkreter „Klinik für Alkoholentzug“ ein. Als Ergebnis erhalten Sie eine umfangreiche Trefferliste, die allerdings auch öffentliche und nicht ausschließlich auf Sucht spezialisierte Kliniken enthält.
    • Deutlich einfacher und schneller ist es, wenn Sie bei Google nach „Private Suchtklinik“ oder „Private Entzugsklinik“ recherchieren und bei „Klinikbewertungen.de“ direkt nach den gefundenen Kliniken suchen. Dabei sollte man sich bewusst sein, dass die individuellen Bewertungen nicht repräsentativ sind und die Gesamtzufriedenheit unter Umständen verzerrt wiedergeben werden kann. Wer mehr über Leistungen und Therapien einer Klinik wissen möchte, sollte sich direkt an die entsprechende Einrichtung wenden und die benötigten Informationen anfordern.
  • Therapiekonzept
    • Die Behandlungsmöglichkeiten der Suchtmedizin sind medizinisch anerkannt. Sie umfassen den körperlichen Entzug, z. B. von Alkohol oder Medikamenten, die psychische Entwöhnung in Verbindung mit einer Psychotherapie und eine ambulante Suchtnachsorge. Dieses Grundkonzept wird im Normalfall in allen privaten Entzugskliniken angewendet, so dass private Suchtkliniken, die sich auf besondere einzelne Maßnahmen stützen, nicht zwangsläufig erfolgreicher als andere Einrichtungen sind.
    • Viel wichtiger ist es, dass Kliniken schon länger erfolgreich arbeiten. So können Sie sich relativ sicher sein, dass Sie erprobte medizinische Qualität erhalten. Sie sollten sich also genau über das medizinische Konzept erkundigen. Relevante Fragen sind beispielsweise:
      • Wie lange hat sich das Konzept bereits bewährt?
      • Wieviel Einzel- und Gruppentherapien bzw. zusätzliche Therapien werden angeboten?
      • Handelt es sich um einen sanften Entzug ggf. mit lindernden Medikamenten bzw. lindernder Methodik?
      • Werden gemeinsam mit der Sucht auftretende psychische Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) adäquat mitbehandelt?
      • Werden Angehörige aktiv in die Therapie einbezogen?
      • Wird eine ambulante Nachsorge direkt im Anschluss an die Behandlung organisiert?
  • Offene oder geschlossene Gruppen
    • Die Gruppentherapie unter therapeutischer Leitung ist ein wichtiger Bestandteil der Suchttherapie. Schließlich erfahren die Teilnehmer im geschützten Rahmen der Gruppe, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind, können sich mit anderen Betroffenen austauschen und Dinge aussprechen, die sie bisher geheim gehalten haben. Insgesamt entsteht ein starkes Wir-Gefühl, das die Eigenverantwortung und Durchhaltekraft stärkt.
    • Möglich sind offene oder geschlossene Gruppen mit variabler Gruppengröße, die allerdings eine Größe von 15 Personen nicht überschreiten sollten. Ideal sind 8 bis 12 Teilnehmer. Welche Form der Gruppentherapie angewendet wird, ist nicht entscheidend. Beide Formen bieten Vor- und Nachteile und ermöglichen ein effizientes Arbeiten, wenn eine fachliche erfahrene Gruppenleitung vorhanden ist.
  • Behandlungsdauer
    • Die Behandlung einer Abhängigkeitserkrankung in einer privaten Reha-Klinik sollte bei einer Alkoholsucht mindestens vier Wochen oder länger dauern und kann bei einer Drogen- oder Medikamentenabhängigkeit auch eine noch deutlich längere Zeitspanne in Anspruch nehmen. Die Behandlungsdauer ist zwischen den Privatkliniken zwar unterschiedlich, kann durch eine intensive Therapie aber deutlich kürzer als eine Langzeittherapie in öffentlichen Einrichtungen sein. Neben der Dauer ist auch die Ausgestaltung der Therapie im Einzelnen für das Behandlungsergebnis wichtig.
  • Personalbesetzung/Betten
    • Um die vorgesehenen Einzeltherapien für alle Patienten durchführen zu können, sollte die private Entzugsklinik über ausreichendes psychotherapeutisches bzw. psychologisches Personal verfügen. Idealerweise sollte jedem Betroffenen für die gesamte Aufenthaltsdauer ein bestimmter Bezugstherapeut zugewiesen werden und genügend qualifizierte Ärzte für einen Schichtdienst vorhanden sein. Nicht immer kann man dies jedoch auf den ersten Blick erkennen.
    • Daher sollten Sie hinsichtlich der Personalausstattung auch auf die Bettenzahl achten, denn eine ausreichende Personalausstattung kann meist nur von einer privaten Suchtklinik mit einer gewissen Bettenzahl und den damit zusammenhängenden finanziellen Mitteln gewährleistet werden.
  • Ambiente & Klinikausstattung
    • Das Ambiente, die Ausstattung, die Freizeitmöglichkeiten und die Atmosphäre der Klinik spielen eine wichtige Rolle auf dem Weg in ein neues Leben. Schließlich können sich Patienten ihrer Therapie erst dann richtig öffnen, wenn das Umfeld Geborgenheit und Sicherheit vermittelt. Dazu zählen helle und komfortabel ausgestattete Therapieräume, moderne medizinische Gerätschaften, behagliche Zimmer und gemütliche Aufenthalts- und Freizeitbereiche mit Grünpflanzen und Sitzgruppen. Um ein Bild über die Ausstattung, die Umgebung und die Freundlichkeit ihrer Mitarbeiter zu vermitteln, bieten die meisten Privatkliniken mittlerweile Besichtigungstermine an. Weitere Informationen liefern Bildergalerien auf der Klinik-Website.

Quellenliste

1 BDPK Bundesverband Deutscher Privatkliniken e.V. „Krankenhäuser und Rehabilitationskliniken in privater Trägerschaft in Deutschland“, https://www.bdpk.de/verband/kliniken (Datum des Zugriffs: 17.01.2023)

2 Federführende Fachgesellschaften: Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie e.V. (DG-SUCHT), Titel der Leitlinie: “Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen” Auflage/Version Datum: Dezember 2020, S. 85 ff. Verfügbar unter: Link zur Seite Der Leitlinie bei der AWMF: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/076-001.html (Zugriff am 17.01.2023) https://register.awmf.org/assets/guidelines/076-001l_S3-Screening-Diagnose-Behandlung-alkoholbezogene-Stoerungen_2021-02.pdf

3 BAR Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation, https://www.bar-frankfurt.de (Datum des Zugriffs: 17.01.2023)

4 Fachverband Sucht+ e.V., https://www.sucht.de (Datum des Zugriffs: 17.01.2023)

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