Alkoholsucht

Alkoholmissbrauch

Alkoholmissbrauch – in Kürze

  • Alkoholmissbrauch ist definiert als schädlicher Alkoholkonsum in hohen Mengen über einen wiederkehrenden oder anhaltenden Zeitraum.
  • Langfristig kann der Alkoholabusus in eine Abhängigkeit führen – die Grenze zum Alkoholismus ist fließend.
  • Bei Männern im Allgemeinen und bei Frauen mit hohem sozioökonomischem Status ist das Risiko für problematischen Konsum von Alkohol erhöht.1
  • Nicht nur Alkoholismus, auch schwere körperliche und psychische Schäden können sich aus dem riskanten Alkoholkonsum ergeben.
  • Damit der schädliche Alkoholgebrauch nicht in eine Abhängigkeit führt, sollten Betroffene eine professionelle Behandlung in Erwägung ziehen.

Was ist Alkoholmissbrauch?

Auch wenn die beiden Begriffe Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit / Alkoholsucht häufig synonym verwendet werden, gibt es einige Unterschiede zwischen beiden Krankheitsbildern.

  • Alkoholmissbrauch = höherer Konsum als üblich
    • In der üblichen Alkoholmissbrauch-Definition findet sich der Hinweis, dass es sich hierbei um ein normabweichendes Verhalten handelt. Das heißt, dass eine Person mehr Alkohol konsumiert, als es gesellschaftlich üblich ist. Experten sprechen von Alkoholmissbrauch (alternativ: Alkoholabusus oder schädlicher Gebrauch), wenn eine Person so viel oder so häufig Alkohol konsumiert, dass dieser Konsum negative Auswirkungen hervorruft. Hierzu zählen u. a.:
      • gesundheitliche Schäden: alkoholbedingte Erkrankungen
      • psychische Veränderungen: Gereiztheit, depressive Verstimmungen
      • gesellschaftliche Konsequenzen: Verkehrsunfälle oder ähnliche folgenschwere Ereignisse
      • berufliche Folgen: Verlust des Arbeitsplatzes, schwerwiegende Fehler
      • private Folgen: Trennung vom Partner
  • Alkoholabhängigkeit = Kontrollverlust
    • Im Gegensatz dazu ist die Alkoholabhängigkeit durch einen zusätzlichen Kontrollverlust und dem starken Verlangen nach der Substanz gekennzeichnet. Die betroffene Person ist nicht mehr in der Lage, ihren Alkoholkonsum dauerhaft zu kontrollieren. In vielen Fällen entsteht eine Alkoholsucht aus einem erhöhten Alkoholkonsum über einen längeren Zeitraum hinweg. Die Übergänge sind jedoch fließend und verlaufen für die Betroffenen und ihre Angehörigen oftmals unbemerkt.
Alkoholentgiftung: Gespräch mit Arzt
Alkoholentgiftung: Gespräch mit Arzt

Alkoholmissbrauch: Was ist die Definition nach ICD-10?

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die Definition von Alkoholmissbrauch in ihrem international anerkannten Diagnose-Klassifikationssystem ICD-10definiert. Ein Alkoholabusus liegt immer dann vor, wenn2:

  • der Alkoholkonsum bereits zu körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen geführt hat,
  • der Alkoholmissbrauch seit mindestens einem Monat besteht oder es in den letzten 12 Monaten mehrmals zu einem schädlichen Gebrauch von Alkohol gekommen ist,
  • keine Alkoholabhängigkeit vorliegt.

Alkoholabhängigkeit und Alkoholabusus sind nach ICD-10 also verschiedene Diagnosen, die sich gegenseitig ausschließen. Beiden gemeinsam ist jedoch, dass sie gesundheitliche, persönliche und gesellschaftliche Folgen haben können.

Was kann Alkoholmissbrauch auslösen?

Welche Ursachen dafür verantwortlich sind, dass Menschen regelmäßig zu große Mengen Alkohol trinken, lässt sich nicht pauschal beantworten. Meist sind viele verschiedene Faktoren miteinander verknüpft und längst nicht immer sind es bei Frauen und Männern dieselben. Der folgende Überblick stellt einige potenzielle Auslöser bzw. begünstigende Faktoren vor. Die hier dargelegten Ausführungen basieren auf einer Erhebung des Robert Koch-Instituts aus dem Jahr 20173:

  • Geschlecht
    • Männer trinken Alkohol häufiger in riskanter Menge sowie allgemein häufiger als Frauen.
  • Alter
    • Frauen und Männer in der Altersgruppe zwischen 45 und 60 Jahren sind bei der konsumierten Menge an Alkohol Spitzenreiter.
  • Bildungsgrad
    • Insbesondere bei Frauen scheint der Bildungsgrad für die konsumierte Menge an Alkohol relevant zu sein: Über alle Altersklassen hinweg pflegen Frauen aus der oberen Bildungsgruppe den deutlich höchsten Risikokonsum. Bei Männern existiert diese Unterscheidung nach Bildungsgruppen nicht.
  • Weitere Einflussfaktoren
    • Unabhängig von den Ergebnissen des Robert Koch-Instituts lassen sich einige weitere Faktoren definieren, die ein Problem im Umgang mit Alkohol hervorrufen können.Vorerkrankungen sind beispielsweise ein essenzieller Faktor: Chronische Schmerzen oder psychische Störungen sorgen zum Beispiel relativ häufig dafür, dass jemand zu alkoholhaltigen Getränken greift. Schließlich haben Bier, Wein und Co. einen beruhigenden und leicht schmerzstillenden Effekt. Wer nicht aufpasst, kann auf diese Weise schnell in einen Alkoholismus rutschen.Auch soziale Konflikte in Beziehungen, Stress im Job, Einsamkeit und ähnliche negative Erfahrungen können zu einem erhöhten Konsum von Alkohol und damit langfristig in die Abhängigkeit führen. Das Problem: Wer trinkt, weil er sich sozial isoliert fühlt, muss damit rechnen, langfristig allein zu bleiben. Denn spätestens mit dem Einsetzen des Alkoholismus nimmt die soziale Isolation der meisten Betroffenen radikal zu.

Wie kann man sich vor Alkoholmissbrauch schützen?

  • Aufklärung bei Jugendlichen
    • Wenn es um den Konsum von Alkohol geht, sollten vor allem Jugendliche gut geschützt werden. Sie können durch den Genuss von Getränken mit Alkoholgehalt noch schneller gravierenden Schaden nehmen als Erwachsene – unter anderem, weil ihre körperliche Entwicklung noch nicht vollständig abgeschlossen ist. Eltern sollten hier auf Prävention setzen und ihre Kinder zum Beispiel über die Wirkung und die Folgen von Alkohol aufklären.
  • Regelmäßiger Alkoholverzicht bei Erwachsenen
    • Für erwachsene Frauen und Männer, die ihren eigenen Alkoholkonsum in den Griff bekommen bzw. nicht aus dem Ruder laufen lassen möchten, empfehlen sich ein paar einfache Tricks. Zwei alkoholfreie Tage pro Woche einzuhalten, ist bereits eine gute Maßnahme, um den Körper und die Psyche zu entlasten. Darüber hinaus kann es hilfreich sein, wenn man sich ein Limit an alkoholischen Getränken setzt, die getrunken werden dürfen. Auch Challenges wie zum Beispiel der „Dry January“, bei dem einen Monat lang auf Alkohol verzichtet wird, können dabei helfen, das eigene Verhältnis zum Alkohol zu überdenken.
  • Eigenen Konsum kritisch reflektieren
    • Wer mit der tage- oder wochenweisen Abstinenz bereits ein Problem hat, sollte dagegen einen Schritt weiter gehen und über eine professionelle Beratung bzw. Behandlung nachdenken. Auch so kann der Alkoholismus noch verhindert werden.

Wie kann man Alkoholmissbrauch bei sich und anderen erkennen?

Die Grenze zwischen einem ungefährlichen Alkoholkonsum und gesundheitsschädlichem Alkoholmissbrauch ist nicht immer klar auszumachen. Und da auch der Übergang zwischen dem Alkoholabusus und der Alkoholabhängigkeit fließend verläuft, ist es umso wichtiger, die Anzeichen rechtzeitig zu erkennen, um so beizeiten die Notbremse ziehen und eine Alkoholsucht verhindern zu können.

  • Dem eigenen Verhältnis zum Alkohol auf den Grund gehen
      • Trinke ich mehrmals wöchentlich Alkohol?
      • Liegen die von mir konsumierten Alkoholmengen über den Empfehlungen für unbedenklichen Alkoholkonsum?
        Frauen: <12 g reiner Alkohol pro Tag, Männer: < 24 g reiner Alkohol pro Tag
      • Löst mein Alkoholkonsum bereits negative Folgen für meine körperliche/psychische Gesundheit oder mein Sozialleben aus?
      • Spüre ich häufig ein intensives Verlangen danach, Alkohol zu trinken?
      • Habe ich bereits eine Toleranz gegenüber Alkohol ausgebildet und muss mehr trinken, um dieselbe Wirkung zu spüren?
  • Alkoholmissbrauch bei anderen erkennen
    • Als Angehöriger kann man den Alkoholkonsum eines Verwandten oder Freundes lediglich von außen beobachten. Die innere Einstellung zum Rauschmittel lässt sich so nur schwer überprüfen. Trotzdem gibt es einige Anzeichen, anhand derer Angehörige erkennen können, dass der Konsum des Betroffenen aus dem Ruder läuft.
      • Der Betroffene trinkt regelmäßig größere Mengen Alkohol – auch in unpassenden Situationen.
      • Trotz offensichtlicher Trunkenheit wird weitergetrunken, die Kontrolle über den Konsum scheint verloren.
      • Wegen des hohen Alkoholkonsums werden Versprechungen nicht eingehalten, Unzuverlässigkeit kommt immer häufiger vor.
      • Der Betroffene zeigt äußerliche Veränderungen, ist häufiger krank, zieht sich zunehmend zurück.
  • Bei eindeutigen Anzeichen handeln!
    • Je ausgeprägter diese Anzeichen für einen Alkoholmissbrauch sind, umso schneller ist zielführendes Handeln gefragt. Denn zwischen einem (noch) ungefährlichen Alkoholabusus und einer Alkoholabhängigkeit besteht nur ein schmaler Grat. Viele Suchtkranke sind auf Hilfe von außen angewiesen, weil sie den eigenen Alkoholkonsum meist selbst gar nicht in Frage stellen.

Welche Risiken birgt Alkoholmissbrauch?

Obwohl Alkoholkonsum hierzulande bereits ab 16 Jahren (Bier) legal ist, handelt es sich bei der rauscherzeugenden Substanz um ein Zellgift, das den Körper auf mehreren Ebenen schädigt.

  • Höheres Krebsrisiko
    • Insbesondere das Krebsrisiko steigt, je mehr alkoholische Getränke konsumiert werden. Erhebungen zufolge, sind mehr als 5 Prozent aller weltweiten Krebserkrankungen auf den Konsum von Alkohol zurückzuführen4.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Organschäden
    • Insgesamt sterben deutschlandweit jährlich circa 74.000 Menschen an den Folgen ihres Alkoholkonsums5. Nach einer Auswertung der WHO sind daran (neben Krebs) vor allem alkoholbezogene Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen der inneren Organe, Diabetes und Erkrankungen der Atemwege verantwortlich6.
  • Psychische Erkrankungen
    • Alkohol kann nicht nur einen frühzeitigen Tod hervorrufen, sondern auch zu schweren psychischen Leiden führen. Depressionen, Angstattacken, Persönlichkeitsveränderungen, Schlafstörungen – die Liste der negativen Folgen eines kontinuierlichen Alkoholmissbrauchs ist lang. Umso wichtiger ist es, dass Betroffene, die ihren Alkoholabusus allein nicht in den Griff bekommen, sich professionelle Hilfe suchen und eine Behandlung in Anspruch nehmen.

An wen kann man sich bei Alkoholmissbrauch wenden?

Wer regelmäßig Alkohol missbraucht und immer wieder große Mengen „über den Durst“ trinkt, sollte sein Konsumverhalten unbedingt überdenken und verändern. Anderenfalls ist es bis zur Alkoholabhängigkeit nur ein kleiner Schritt. Nicht zwingend muss bei regelmäßigem Alkoholmissbrauch direkt eine Therapie begonnen werden.

  • Manchmal genügen schon sogenannte Kurzinterventionen, die oftmals sogar beim Hausarzt durchgeführt werden können.
  • Alternativ sind Suchtberatungsstellen und Selbsthilfegruppen eine gute Anlaufstelle. Hier werden Betroffene mit allen wichtigen Infos versorgt, um mit dem Alkoholabusus aufhören zu können.
  • Sollte die Grenze zur Alkoholsucht bereits überschritten sein, kann ein Termin in einer Suchtklinik Unter Umständen kann hier direkt eine suchtmedizinische Behandlung mit Entgiftung und Entwöhnung begonnen werden.
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Quellenliste

1 Robert Koch Institut (RKI) „Journal of Health Monitoring”, 2016 (1), S. 2, https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/JoHM_2016_01_alkohol.pdf?__blob=publicationFile (Datum des Zugriffs: 06.01.23)

2 Batra, Anil; Müller, Christian A.; Mann, Karl; Heinz, Andreas „Abhängigkeit und schädlicher Gebrauch von Alkohol“. In: Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 301-10; DOI: 10.3238/arztebl.2016.0301, https://www.aerzteblatt.de/archiv/177659/Abhaengigkeit-und-schaedlicher-Gebrauch-von-Alkohol (Datum des Zugriffs 06.01.23)

3 Lange, Cornelia et al. „Alkoholkonsum bei Erwachsenen in Deutschland: Riskante Trinkmengen“, Journal of Health Monitoring, 2017 2(2), Robert Koch­ Institut, Berlin, S. 68. DOI 10.17886/RKI­GBE­2017­031, ff., https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/FactSheets/JoHM_2017_02_Alkoholkonsum_Erwachsene.pdf;jsessionid=81D207B4AEB2AFFEAF64270F32A7154B.1_cid372?__blob=publicationFile (Datum des Zugriffs: 28.09.2022)

4 dkfz. Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft „Krebsrisikofaktor Alkohol“, https://www.dkfz.de/de/krebspraevention/Krebsrisikofaktor_Alkohol.html (Datum des Zugriffs: 27.09.2022)

5 Bundesministerium für Gesundheit „Alkohol“, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/a/alkohol.html (Datum des Zugriffs: 27.09.2022)

6 DHS Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. „Alkohol – Zahlen, Daten, Fakten“, https://www.dhs.de/suechte/alkohol/zahlen-daten-fakten (Datum des Zugriffs: 27.09.2022)